Destedt erinnert 80 Jahre nach Kriegsende an Opfer und Befreiung

Zuletzt aktualisiert: Freitag, 21. November 2025, 11:52 Uhr

In der Epiphaniaskirche in Destedt stand der Volkstrauertag in diesem Jahr ganz im Zeichen eines besonderen historischen Datums. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erinnerten Ortsrat und Kirchengemeinde in dem Ort im Landkreis Wolfenbüttel gemeinsam an Befreiung, Verlust und Verantwortung. Zahlreiche Bürger kamen zusammen, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.

Am Ehrenmal legten Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr und des Ortsrates Kränze nieder. Mitglieder der Destedter Vereine sprachen das deutschlandweit bekannte Totengedenken, das 1952 von Bundespräsident Theodor Heuss eingeführt wurde.

Rückblick auf 1945 – und eine klare Mahnung für die Gegenwart

Ortsbürgermeister Dr. Diethelm Krause-Hotopp (Bündnis 90/die Grünen) richtete in seiner Ansprache den Blick auf die Ereignisse im Frühjahr 1945. „Die Menschen in Destedt verbanden große Hoffnungen mit der Befreiung durch die amerikanischen Truppen am 12. April“, sagte Krause-Hotopp.

Doch die erhoffte Ruhe blieb zunächst aus: Am 21. April kehrte der Krieg noch einmal ins Dorf zurück. Deutsche Soldaten lieferten sich am Elmrand Gefechte mit amerikanischen Einheiten. Dabei kam Leutnant Rudolf Schimmelpfennig ums Leben; er wurde später auf dem Destedter Friedhof beigesetzt.

Mit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung, endete schließlich die menschenfeindliche und rassistische Diktatur der Nationalsozialisten. Die Erinnerung daran sei heute wichtiger denn je, betonte der Ortsbürgermeister – und warnte eindringlich vor politischen Kräften, die die Demokratie infrage stellen.

„Der waghalsige Versuch, Antidemokraten zu zähmen, indem man ihnen Macht gewährt, ist damals in der Weimarer Republik gescheitert. Deshalb sollten wir aus der Geschichte lernen“, mahnte er unter Bezug auf Bundespräsident Steinmeier.

Zeitzeugin erzählt – Konfirmandinnen lesen bewegende Texte

Besonders still wurde es in der Kirche, als Ingelinde Wohld sprach. Sie war 15 Jahre alt, als der Krieg endete, und schilderte in eindringlichen Worten ihre persönlichen Erinnerungen an diese Zeit.

Die Konfirmandinnen Annika Keller und Maya Thiede lasen anschließend einen Text des Kabarettisten und Schriftstellers Dieter Hildebrandt. Unter dem Titel „Den Führer entsetzen“ beschreibt er seine Erlebnisse als junger Rekrut im letzten Aufgebot Hitlers. Er war Teil einer Gruppe, die zu großen Teilen aus Jugendlichen und Kriegsversehrten bestand.

Einen weiteren literarischen Akzent setzte Carola Wilhelms mit einem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz über die Atombombenabwürfe auf Japan im August 1945. Niels Respondek und Annette Meyer führten durch den geistlichen Teil der Andacht und schlossen mit dem Vaterunser, den Fürbitten und dem Segen ab.

Gemeinsamer Abschluss am Volkstrauertag mit Musik und Gesprächen

Zum Abschluss sang die Gemeinde das Friedenslied „We shall overcome“. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkstunde vom Schwabenduo, Wolfgang Brodbeck und Beate Holder Kirst.

Noch lange nach dem offiziellen Ende blieben viele Besucher in der Kirche und tauschten Erinnerungen aus.

Beitragsbild: Am Volkstrauertag legten die Anwesenden Kränze am Mahnmal nieder. Foto: privat

Weitere News

Anzeige
QR Code NewsifyNDS App

NewsifyNDS-Apps:
Ihre personalisierte
Nachrichten-Zentrale

Nie wieder wichtige Nachrichten verpassen.

Erhalten Sie die aktuellsten Nachrichten und Artikel, die auf Ihre Interessen zugeschnitten sind – inklusive direkter Push-Benachrichtigungen für die wichtigsten Ereignisse direkt in unseren NewsifyNDS-Apps.

1