Gewalt an Frauen gehört noch immer zum Alltag, auch im Landkreis Helmstedt. Um das Thema sichtbar zu machen und Betroffene zu stärken, beteiligt sich der Landkreis und die dortige KVG in diesem Jahr aktiv an der bundesweiten Mitmachaktion des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Anlass ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Schon jetzt starten im gesamten Kreisgebiet erste Maßnahmen.
Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ wollen Landkreis und KVG mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsaktion ein deutliches Signal setzen. Seit dem 20. November hängen in zahlreichen Bussen gut sichtbare Plakate, die auf das Hilfetelefon aufmerksam machen. Rund drei Wochen lang sollen sie täglich Tausende Menschen erreichen. Zusätzlich plant die KVG begleitende Beiträge in ihren sozialen Medien, um das Thema in die digitale Öffentlichkeit zu tragen.
Informationskampagne soll Umdenken helfen
Für Sonja Klein, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Helmstedt, ist die Aktion ein wichtiger Schritt. „Häusliche Gewalt ist im Grunde der Ausdruck patriarchaler Machtverhältnisse, die tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind“, sagte sie.
„Wir benötigen flächendeckende Präventions- und Täterarbeit, verpflichtende Schulungen für Behörden und dringend Reformen im Sorge- und Umgangsrecht.“ Viele Betroffene würden sich noch immer aus Angst oder Scham nicht trauen, Hilfe zu suchen. Deshalb sei es zentral, Barrieren abzubauen.
Auch Landrat Gerald Radeck (CDU) findet deutliche Worte: „Wir haben einen Höchststand bei häuslicher Gewalt in Deutschland und hier gilt es aktiv gegenzusteuern,“ betonte der Landrat. Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts sprechen eine klare Sprache: 2024 wurden bundesweit 265.942 Menschen Opfer häuslicher Gewalt. Das waren rund vier Prozent mehr als im Jahr davor. Rund 73 Prozent der Betroffenen sind Frauen, während knapp 70 Prozent der Täter Männer sind.
Die Mitmachaktion steht unter der Schirmherrschaft von Bundesfrauenministerin Karin Prien. Sie soll den Zugang zu Hilfe erleichtern, Solidarität fördern und geschlechtsspezifische Gewalt aus der Tabuzone holen.
Rechtsanspruch auf kostenlosen Schutz und Beratung
Auch politisch tut sich etwas: Mit dem neuen Gewalthilfegesetz wurde 2025 erstmals ein bundesweiter Rechtsanspruch auf kostenfreien Schutz und Beratung beschlossen. Der wird allerdings erst ab 2032 vollständig umgesetzt. Die Istanbul-Konvention und die EU-Gewaltschutzrichtlinie sollen damit weiter gestärkt werden.
Ein zentraler Baustein bleibt das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Rufnummer 116 016. Die Beratung ist anonym, rund um die Uhr erreichbar und kostenlos – online, telefonisch, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen. Auch Angehörige oder Fachkräfte können sich dort informieren und Unterstützung erhalten.
Beitragsbild: Gemeinsam wollen der Landkreis Helmstedt und die KVG über das Thema „Gewalt an Frauen“ informieren. Foto: Landkreis Helmstedt